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Die Frau aus dem Tal des Todes

Es war Sonntag, der 29. November 1970, als morgens zwei Mädchen, die 10 und 12 Jahre alt waren mit ihrem Vater, einem Universitätsprofessor, auf einem Wanderweg in Isdal unterwegs waren. Isdal ist ein steiles Tal nahe der norwegischen Stadt Bergen, das auch als Eistal oder wie Einheimische es nennen Dødsdalen, Tal des Todes, bezeichnet wird. Dann entdeckte das Vater-Töchter-Gespann in einer Waldlichtung in einem Steinhaufen die Leiche einer auf dem Rücken liegenden 1, 64 Meter großen Frau mit braunen zum Pferdeschwanz gebundenen Haaren, die nicht nur fast nackt, sondern auch verbrannt und deren Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden war. Neben der Toten lag Kleidung, zwei Flaschen Wasser, die nach Benzin rochen, ein Paar Gummistiefel, ein Klosterlikör, ein Behälter mit Schlaftabletten, ein Silberlöffel und eine verbrannte Passhülle. Merkwürdig war, dass an allen Gegenständen, die Etiketten entfernt worden waren und nur die obere Körperhälfte verbrannt war. Zwei Tage später wurden bei der Gepäckaufbewahrungsstelle in Bergen zwei Koffer gefunden, die am 23. November 1970 dort abgegeben worden waren. Die Fingerabdrücke darauf stimmten mit der in Isdal gefundenen Toten überein. In den Koffern befanden sich Brillen mit Fensterglas, zwei Perücken und ein Notizheft, auf dessen Deckblatt sich handgeschriebene Codes in Großbuchstaben und Ziffern befanden. Diese Codes standen vermutlich für ihre Aufenthaltsorte, wie sich später herausstellte. Außerdem wurden 500 Deutsche Mark, 130 Norwegische Kronen, Schweizer und britische Münzen und eine Einkaufstüte des Schuhgeschäftes in Stavanger, wo wahrscheinlich die gefundenen Gummistiefel gekauft worden waren, gefunden. Auch hier waren alle Herstellerhinweise entfernt worden. Aber warum? War die Frau etwa eine Agentin? Immerhin war die Frau, die laut Zeugen zwischen 25 bis 40 Jahre alt war, unter 9 Pseudonymen und mit mehreren gefälschten Pässen durch ganz Europa gereist, ohne eine Spur auf ihre wahre Identität zu hinterlassen. Laut den Zeugen sprach diese angeblich fließend, deutsch, englisch und niederländisch. Sechs Tage vor dem Auffinden der Leiche war diese aus ihrem Hotel in Bergen ausgecheckt. Danach verlor sich jede Spur von ihr. Was hatte es damit auf sich? Die Autopsie hatte ergeben, dass die Todesurasche ein Zusammenspiel aus Medikamenten, Verbrennungen und einer Kohlenmonoxid-Vergiftung war. In ihrem Magen wurden Schlaftabletten der Marke Fenemal gefunden, wobei einige noch nicht ganz aufgelöst waren. Insgesamt hatte die Isdal-Tote 50 bis 70 Tabletten in drei Rationen geschluckt, die aber nicht tödlich waren. Als offizielle Todesursache wurde Selbstmord angenommen. Die Isdal-Frau wurde am 5. Februar 1971 auf dem Friedhof Møllendal in Bergen beigesetzt. Anhand der modernen Zahnanalyse wurde das Alter der Frau zu ihrem Todeszeitpunkt auf 36 bis 44 Jahre eingeschätzt. Außerdem wurden Beweise gefunden, dass die Frau um 1930 in Nürnburg zur Welt kam, aber später in Süddeutschland nahe dem deutsch-französischen Grenzgebiet gelebt haben soll. Im Jahr 2005 meldete sich ein Bewohner Bergens, der damals die Frau fünf Tage bevor ihre Leiche gefunden wurde mit zwei Männern südländischen Aussehens mit zwei schwarzen Mänteln gesehen hatte. Die Frau hatte verängstigt gewirkt. Er hatte dies nach Bekanntwerden des Falles einem Bekannten, der bei der Polizei arbeitete erzählt, doch dieser riet ihm davon ab, eine offizielle Aussage bei der Polizei zu machen, da der Fall nie gelöst werden würde. Dann erhielt die Sicherheitsforscherin Runa Sandvik über die gemeinnützige Nachrichtenseite MuckRock eine an sie adressierte Adresse, dass die Isdal-Frau aus Meersburg stamme. Die Postkarte enthielt weder einen Absender, noch eine Adresse. Seit über 50 Jahren gilt die „Isdal-Tote“ wie sie von den Medien genannt wird, als mysteriöser Cold Case, dem nicht nur eine TV-Serie, sondern auch ein Podcast gewidmet wurde. Der Fall bewegt die Menschen bis heute. Selbst eine Facebook-Gruppe tauscht regelmäßig Informationen darüber aus. Doch auch die Kooperation der norwegischen Polizei mit dem Fernsehsender NRK, in dem der Fall 2016 neu aufgerollt wurde und eine genauere Auswertung der DNA möglich war, konnte das Rätsel um die Tote Frau in Isdal nicht lösen. Ob dieses Rätsel je gelöst werden kann, wird die Zeit zeigen. Zumindest wird über den berühmtesten Cold Case der Welt weiterhin eifrig diskutiert und immer wieder neue Theorien dank neuer Spuren aufgestellt. So soll die letzte Spur in die Schweiz geführt haben. 

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