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Nürnbergs spektakulärer Cold Case: Der Mord am Callgirl Fatima

Einer der spektakulärsten Kriminalfälle Nürnbergs, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte, ist der Mord am Callgirl Fatima, der die Ermittler der Mordkommission und die Öffentlichkeit in Atem gehalten hat. Es war der 18. September 1981 als das Callgirl Fatima, wie sich die 23 Jahre Elvira Koch nannte, tot in ihrer Wohnung im Mehrfamilienhaus in der Kaiserstraße 8 in Nürnberg gefunden wurde. Fatima lag nackt mit einem Kopfschuss hingerichtet auf ihrem Sofa. Wer hatte das beliebte Callgirl, das 1979 aus der Oberpfalz nach Nürnberg gezogen war, so brutal getötet? Fatima war nicht nur eine Sexarbeiterin, sondern auch ein Teil des Stadtlebens in Nürnberg. Viele kannten sie, viele hatten regelmäßig Kontakt zu ihr. Sie war beliebt, charmant und hatte immer ein offenes Ohr für ihre Kunden. Doch über ihr Privatleben wussten nur wenige Bescheid. Sie war zurückhaltend, was ihre Herkunft und ihre Vergangenheit anging. Ein enger Vertrauter, der unsterblich in Fatima verliebt war, war der 21 Jahre alte Werner B., der später als Hauptverdächtiger galt. Werner B. hatte Fatima mit 17 Jahren kennen gelernt, als er ihre Dienste in Anspruch genommen hatte. Seitdem war er Fatima hörig, der ihr Mann für alle Fälle wurde. Fatima war ein gefragtes Callgirl, dessen Wohnung mitten in Nürnbergs Zentrum lag. Für eine halbe Stunde kassierte diese von ihren Kunden 100 Mark, die sie in Bars, Zeitungsanzeigen und einschlägigen Zeitschriften warb. An jenem Tag ihrer Ermordung hatte Fatima vor Arbeitsbeginn noch das Fitness-Studio und anschließend eine Kosmetikerin besucht. Ihr letzter Freier war ein Bäckermeister, der gegen 11.45 Uhr ihre Wohnung verließ. Dieser berichtete von einem Mann, der an ihrer Wohnungstür stand. Doch er hatte ihn nicht angesehen, da er Angst hatte, dass dieser ihn kennen könnte. Der Mord ereignete sich in den darauffolgenden 1,5 Stunden. Nachdem zwei Männer in Fatimas Wohnung eingedrungen waren, alarmierte ein Mieter die Polizei. Als diese eintraf, berichtete Fatimas Freund Werner B., der einer der beiden Einbrecher war, dass Fatima tot auf der Couch liege. Sofort schauten die Beamten nach und tatsächlich fanden diese Fatimas nackte Leiche. Werner sagte aus, dass er auf dem Weg zu Fatima war, um ihr ein Paar Schuhe zu bringen, die er vom Schuhmacher abgeholt hatte. Er hatte wie immer eine Rose für Fatima dabei. Gegen 12.30 Uhr war er in der Kaiserstraße eingetroffen. Er hatte im Treppenhaus noch mit Bekannten geplaudert, ehe er Fatimas Wohnung im 3. Stock aufgesucht hatte. Doch als er klingelte, öffnete ihm niemand. Dann sagte eine Männerstimme „Besetzt, hau ab.“ Dies kam ihm seltsam vor. Die Stimme stammte nach Werners Aussagen von Peter M., einem gemeinsamen Bekannten von Fatima und ihm, der als Experte auf dem Eros-Markt tätig. Nachdem Mord am stadtbekannten Callgirl, schlugen die Wellen der Empörung hoch. Die Polizei stellte fest, dass es keine Einbruchsspuren und kein Kampfzeichen in der Wohnung gegeben hatte. Außerdem waren auch die 30.000 Mark, die in Fatimas Küchenbuffet deponiert waren, nicht mitgenommen worden, was einen Raubmord ausschloss. Die Brutalität des Verbrechens stand im Kontrast zu der friedlichen Nachbarschaft, in der Fatima lebte. In den Wochen nach dem Mord wurden zahlreiche Zeugen befragt. Der Fall wurde auch in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ thematisiert. Gleichzeitig wurde eine bundesweite Fahndung nach Peter M. eingeleitet, selbst Interpol beteiligte sich an der Suche. Schließlich konnte Peter M. in Kopenhagen dingfest gemacht werden. Doch dieser hatte ein hieb- und stichfestes Alibi. Er konnte nicht der Mörder von Fatima sein. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren und Fatimas Ehemann Erwin setzte die Summe der Lebensversicherung seiner Ehefrau für die Ergreifung des Täters ein. Über 800 Hinweisen gingen die Ermittler nach und immer mehr rückte Werner ins Visier der Ermittler. Schließlich berichteten Prostituierte, deren Dienste Werner in Anspruch genommen hatte, dass dieser immer eine Pistole im Schulterhalter trug, wenn er bei ihnen war. Am 20. Juli 1982 wurde Werner vor der Jugendkammer am Landgericht Nürnberg-Fürth der Prozess gemacht. Werner beteuerte seine Unschuld. Doch die Staatsanwaltschaft forderte 9 Jahre Haft wegen Totschlags. Aber die Indizien reichten nicht aus und der Prozess endete mit einem Freispruch für Werner, der nach wie vor abstritt etwas mit Fatimas Ermordung zutun gehabt zu haben. Natürlich weckte der mysteriöse Mordfall am Callgirl Fatima auch das Interesse der Medien, die ausführlich über den Fall berichteten. Dadurch war Fatima nicht nur die tote Frau von nebenan, sondern auch das Gesicht einer Debatte über die Sicherheit von Frauen, die im Milieu arbeiten. Doch trotz des öffentlichen Interesses und des Drucks, den die Presse auf die Polizei ausübte, blieb der Fall ungelöst. Die Jahre vergingen, und die Gesellschaft änderte sich. Der Umgang mit Sexarbeitern wurde offener, die Diskussion über ihre Rechte und den Kampf gegen Stigmatisierung nahm Fahrt auf. Fatima wurde zum Symbol für all jene, deren Leben und Tod oft in der Anonymität versinken. Doch der Mord an ihr blieb ein Cold Case. Der Fall Fatima war nicht nur ein Mordfall, sondern auch eine Mahnung, dass die Gesellschaft sich um all ihre Mitglieder kümmern musste, besonders um die Verletzlichsten. Der Fall wurde zu einer Art Mythos. In den sozialen Medien kursierten immer wieder neue Theorien und Spekulationen. Schließlich bleibt die Frage: Wird der Fall Fatima je gelöst? Vielleicht wird eines Tages das Licht der Wahrheit auf diese dunkle Geschichte scheinen, und die Gerechtigkeit, die Fatima so lange entzogen wurde, endlich Wirklichkeit werden. 

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