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John List alias der Bogeyman von Westfield: Der Mann, der seine gesamte Familie auslöschte und dann von der Bildfläche verschwand

Zu einem der aufregendsten Kriminalfälle im Bundesstaat New Jersey nach der Entführung und Ermordung des Lindbergh Babys, zählt der Fall des Massenmörders John List. Dieser löschte 1971 seine ganze Familie aus, bevor er einfach von der Bildfläche verschwand. Sage und schreibe 17 Jahre blieb er unentdeckt, bis er durch einen Beitrag in der Kriminalserie America´s Most Wanted von seiner Nachbarin erkannt wurde, was schließlich zu seiner Verhaftung führte. Aber wer war der Mann, der seine Ehefrau, seine drei Kinder und seine Mutter einfach kaltblütig erschoss? John Emil List erblickte am 17. September 1928 als Sohn des deutschstämmigen Ehepaares John Frederick und Alma Maria Barbara List in Bay City im Bundesstaat Michigan das Licht der Welt. John, der das einzige Kind des Ehepaares war, wurde streng religiös erzogen. Er und seine Eltern waren Mitglieder der evangelisch-lutherischen Missouri-Synode. Die Familie lebte in einem viktorianischen Haus, dessen Obergeschoss sie aus finanziellen Gründen vermietet hatten. John hatte kaum Privatsphäre, da er kein eignes Zimmer hatte und im Wohnzimmer schlafen musste. Während sein Vater ein äußerst distanziertes Verhältnis zu ihm hatte, war seine Mutter übertrieben fürsorglich, die jeden Schritt und Tritt von John mit Argusaugen bewachte. John soziales Umfeld bestand größtenteils aus der Kirchengemeinde, wo er als Lehrer an einer Sonntagsschule unterrichtete. John ging 1943 zur U.S. Army, wo er der Infanterie im Zweiten Weltkrieg als Labortechniker diente. Ein Jahr später starb Johns Vater. Nach seinem Militärdienst 1946 studierte John an der University of Michigan in Ann Arbor. Er machte seinen Bachelor in Business Administration und seinen Master in Buchhaltung. Während seines Studiums besuchte ihn seine Mutter Alma einmal im Monat. Erst gingen sie essen, dann besuchten sie den Gottesdienst. Sie lasen gemeinsam in der Bibel und diskutierten anschließend über die gelesenen Textstellen. Im Zuge des Korea-Krieges wurde John erneut zum Militärdienst einberufen. Er musste jedoch nicht nach Übersee an die Front, sondern er blieb im Bundesstaat Virginia stationiert, wo er die Kriegswitwe Helen Morris Taylor mit ihrer 9 Jahre alten Tochter Brenda kennen und lieben lernte. Seine Mutter Alma war strikt gegen diese Verbindung. Doch als Helen glaubte schwanger von John zu sein, heirateten beide am 1. Dezember 1951 in Baltimore. Die Schwangerschaft stellte sich später als falscher Alarm heraus. Das Ehepaar zog nach Kalifornien, wo John bei der U.S. Army als Buchhalter arbeitete. Nach der Entlassung aus dem Militärdienst zog das Ehepaar nach Detroit, wo John eine Arbeit in einer angesehenen Firma als Buchhalter erhielt. Alles schien perfekt, als 1955 ihr erstes gemeinsames Kind ein Mädchen namens Patricia geboren wurde. Die kleine Familie zog in die Kleinstadt Kalamazoo. Dort fing eine Stelle als Leiter der Revision in einer Papierfabrik an. Während dieser Zeit begann sich seine Ehefrau Helen immer mehr von John zu entfremden. Als 1958 nach Patricia und John Jr. ihr dritter Sohn Frederick geboren wurde, fing Helen an nicht nur Beruhigungstabletten zu schlucken, sondern auch zu trinken. Durch den Konsum von Alkohol und Tabletten konnte sich Helen kaum noch um die Kinder kümmern, was nun John neben seinem Job übernehmen musste. Die Stimmung war äußerst angespannt, weshalb die älteste Tochter Brenda, bereits 1960 im Alter von 18 Jahren heiratete und auszog. Doch nicht nur privat lief es schlecht für John, sondern auch beruflich. Er verlor seinen Job, da seine Firma fusionierte. Doch John hatte Glück, da er bald darauf eine Stelle als Abteilungsleiter in der Buchhaltung bei Xerox erhielt, weshalb die Familie nach Rochester zog. Doch John konnte sich in dieser Position nicht lange behaupten. Er verlor erneut seinen Job. John war zum ersten Mal in seinem Leben arbeitslos, den wahnsinnige Geldsorgen plagten, woraufhin seine Ehefrau ihn mit Ignoranz bestrafte. Doch 1965 schien sich das Blatt zu wenden, als John Buchprüfer bei der First National Bank von Jersey City wurde. Die Familie zog in das viktorianisches Herrenhaus „Breeze Knoll“ in Westfield. Die dreistöckige Villa mit 19 Zimmern verfügte sogar über einen Tanzsaal mit einer Decke aus Tiffnay-Glas. Um sich diesen Traum in der 431 Hillside Avenue leisten zu können, musste Johns Mutter Alma eine Anzahlung für die Hypothek leisten. Alma tat dies unter der Bedingung eine eigene Wohnung in der Villa zu bekommen, was John auch tat. Alma bekam eine Wohnung im Dachgeschoss. Die Familie List lebte äußerst zurückgezogen und John fiel einzig dadurch auf, dass er mit Hemd und Krawatte Rasen mähte. Zwar wohnte die Familie List nun in einer exklusivsten Gegenden von Westfield, doch John wurde nach 1 Jahr bereits wieder entlassen. Er besaß einfach keinerlei Verkaufstalent, weshalb er keine neue Geschäfte an Land ziehen konnte. Sein erneutes berufliches Scheitern versuchte John vor seiner Familie, besonders seiner Ehefrau Helen geheim zu halten. Er verließ sechs Monate lang täglich morgens das Haus und kehrte erst abends wieder nach Hause zurück, um nicht sagen zu müssen, dass er arbeitslos war. Die Zeit verbrachte er am Bahnhof, wo er Zeitungen oder Bücher las. Die Rechnungen beglich John vom Konto seiner Mutter, auf das er Zugriff hatte. Schließlich ergatterte John eine Stelle im Bundesstaat New York. Doch sein Gehalt war viel geringer als zuvor, weshalb er eine zweite Hypothek aufnehmen musste. John stand das Wasser bis zum Hals, der nach einem Jahr erneut gefeuert wurde, da er neue Anleger nicht davon überzeugen konnte, in Investmentfonds zu investieren. Er hatte in einem Jahr lediglich 5.000 Dollar Provision erhalten. Neben seinem beruflichen Misserfolg machte ihm seine Ehefrau Helen Zuhause das Leben zur Hölle, da diese ihn permanent schikanierte. Anno 1969 erhielt Helen von einem Arzt die Diagnose unheilbar an Syphilis erkrankt zu sein. Der Arzt riet John Helen in ein Pflegeheim zu geben, da deren Gehirnmasse immer mehr schrumpfte. Doch John weigerte sich. Als er fast das gesamte Sparbuch seiner Mutter mit einem Betrag von 200.000 Dollar geplündert hatte, fasste er einen unglaublichen Plan. John war verzweifelt, weil er alles zu verlieren schien, nicht nur materiell, sondern auch seine Ehefrau und seine Tochter Patricia schienen dem Untergang geweiht. Beide hatten sich dem Glauben abgewandt. Während Helen Tabletten- und Alkoholabhängig war, konsumierte Patricia nicht nur Drogen, sondern kleidete sich auch zeitgemäß und spielte in der Theatergruppe mit, was John als Höllenkunst ansah. Als die 16 Jahre alte Patricia im September 1971 von der Polizei nach Hause gebracht worden war, weil sie nachts ganz allein und rauchend unterwegs gewesen war, brachte dies das Fass zum Überlaufen. John schmiedete einen für ihn „himmlischen“ Plan, den er am 9. November 1971 in die Tat umsetzte. An jenem Tag löschte John einfach seine ganze Familie aus, um dann von der Bildfläche zu verschwinden. Er benutze dazu eine 9-mmm-Halbautomatik der Marke Steyr und einen Colt-Revolver Kaliber 22, der einst seinem Vater gehört hatte. Zuerst erschoss er seine 45 Jahre alte Ehefrau Helen in der Küche per Kopfschuss. Dann schoss er seiner 85 Jahre Mutter Alma in ihrer Wohnung im Dachgeschoss direkt ins Gesicht. Danach aß er seelenruhig zu Mittag, bis er einen Anruf von seiner Tochter Patricia bekam, die ihn bat, sie aufgrund von Übelkeit von der Westfield High School abzuholen, was John tat. Als sie das Haus betraten, tötete er sie mit einem Schuss in den Hinterkopf. Danach fuhr er zur Bank, um die Konten aufzulösen und den Rest in Höhe von 2.5000 Dollar abzuheben. Anschließend holte er seinen 13 Jahre alten Sohn Frederick von seinem Aushilfsjob ab, den er im Haus per Kopfschuss tötete. Danach machte er sich auf den Weg, um seinen 15 Jahre alten Sohn John Jr. vom Fußballtraining abzuholen. Doch diesmal drückte John im Hauseingang nicht schnell genug ab. Es kam zu einem Gerangel zwischen Vater und Sohn. Später wurden 10 Projektile in Johns Jr. Leiche entdeckt. Er platzierte die Leichen seiner Kinder und seiner Ehefrau im Tanzsaal. Er steckte diese in Pfadfinderschlafsäcke und bedeckte deren Gesichter, während er die Leiche seiner Mutter in einem Wandschrank im Dachgeschoss mit Spültuch vor dem Mund liegen ließ. John machte sich danach sein Abendessen und legte sich im Billardraum schlafen, der direkt neben dem Tanzsaal lag. Am nächsten Morgen machte er in jedem Raum das Licht an, stellte das Radio auf einen religiösen Radiosender ein, machte die Klimaanlage an und machte auf allen Familienfotos sein Gesicht unkenntlich, bevor er für immer das Haus verließ. Erst nach 4 Wochen wurden die Leichen entdeckt. Dies lag daran, dass John Briefe an die Schule der Kinder verschickt hatte, in denen er sagte, dass sie einige Wochen bei ihrer schwerkranken Großmutter in North Carolina verbringen würden. Er hatte zudem die Lieferung von Milch, der Zeitung und der Post gestoppt. Doch nachdem Patricias Theaterlehrer Ed Illiano schon wochenlang nichts mehr von seiner Schülerin gehört hatte, fuhr dieser erneut zur Villa der List. Dieser war bereits vor einigen Wochen zum Herrenhaus der List gefahren, da Patricia ihm mitgeteilt hatte, dass wenn ihr Vater ihm einen Brief zukommen ließ, dass sie aufgrund einer Reise nicht am Theaterkurs teilnehmen könne, solle er die Polizei rufen. Als Ed Illiano ein solches Schreiben erhielt, fuhr er zum Herrenhaus der Familie List. Als er das Licht brennen sah, fuhr er wieder nach Hause, da ihm alles in Ordnung erschien. Doch Ed Illiano ließ das wochenlange Verschwinden von Patricia ohne ein Lebenszeichen keine Ruhe, weshalb er abermals zum Herrenhaus der Familie List fuhr. Als er dort auf List Nachbarin traf, die sich ebenfalls Sorgen machte, alarmierten diese am 7. Dezember 1971 schließlich die Polizei. Die Polizei konnte sich durch ein ungeschlossenes Fenster Zutritt in die Villa verschaffen, doch was sie dort entdeckten glich einem Szenario aus einem Horrorfilm. Denn sie fanden insgesamt 5 Leichen, an denen sich schon die Maden labten. Neben den Leichen und den beiden Mordwaffen fand die Polizei im Haus auch einen Brief an den Pfarrer Eugene Rehwinkel, in dessen Kirchengemeinde die Familie List Mitglied war. In diesem Brief erklärte John, dass er seine Familie getötet habe, um sie vor dem vielen Unheil in dieser Welt zu bewahren und so ihre Seelen vor dem Teufel zu schützen. Damit stad fest, dass John der Mörder seiner Familie war. Doch nach dem Amoklauf an seiner Familie fehlte jede Spur von John. Einzig dessen blauer Chevrolet wurde auf einem Langzeitparkplatz am Kennedy International Airport in New York City gefunden. Doch es gab keine Infos für einen gebuchten Flug auf seinen Namen von dort. Das FBI übernahm die Ermittlungen, die zunächst aufgrund des Fehlen von Johns Reisepass davon ausging, dass dieser vielleicht sich ins Ausland abgesetzt haben könnte. Schnell kam ans Licht, dass John so hoch verschuldet war, dass seine Hausbank bereits eine Zwangsversteigerung der Villa veranlasst hatte. Das FBI überwachte die Beerdigung der List-Familie, in der Hoffnung, John würde dort auftauchen, was er aber nicht tat. Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Neun Monate nach dem Massaker brannte am 30. August 1972 die Villa „Breeze Knoll“ nieder. Die Ursache war eindeutig Brandstiftung. Jahre strichen ins Land, bis am 21. Mai 1989 der Fall in der US-amerikanischen Kriminalserie America´s Most Wanted thematisiert wurde. Der Bildhauer und Fotograf Frank Bender hatte anhand von List noch vorhandenen Fotos eine Büste angefertigt, die John als älter gewordene Person darstellte. Johns ehemalige Nachbarin Wanda Flannery erkannte John. Ihr Sohn rief die eingeblendete Telefonnummer an und nannte den neuen Wohnort der Clarks, wie sich John inzwischen nannte, in Virginia. Am 1. Juni 1989 wurde John an seiner Arbeitsstelle in einer Buchhalterfirma in Richmond von der Polizei verhaftet, der einer Auslieferung in den Bundesstaat New Jersey zustimmte, obwohl das Verbrechen anders als im Bundesstaat Virgina noch sehr präsent in den Köpfen der Bevölkerung war. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung war John 63 Jahre alt, der permanent abstritt der gesuchte John Emil List zu sein. Erst nachdem die Polizei Fingerabdrücke von ihm genommen hatte, die bewiesen, dass Robert P. Clark eindeutig John Emil List war, gab er dies schließlich am 13. Februar 1990 zu. Das FBI verdächtigte John zudem auch der mysteriöse D.B. Cooper zu sein, der 1972 ein Flugzeug gekidnappt hatte und mit einer Lösegeldsumme entkommen war. Dies verneinte John jedoch vehement. Im Verhör kam schließlich die ganze Wahrheit seines Lebens nach dem entsetzlichen Massaker ans Licht. Nach dem John sein Auto am 10. November 1971 am Flughafen abgestellt hatte, war er mit dem Zug von New York nach Michigan gefahren. Von dort setzte er seine Reise nach Denver fort, wo er einen Wohnwagen mietete. Fortan nannte er sich Robert P. Clark. Er legte sich eine neue Sozialversicherungsnummer zu, die es ihm ermöglichte sich bei Behörden und Unternehmen zu legitimieren. Er bekam eine Stelle als Koch in einem Hotel. Danach zog er in die Gemeinde The Pinery, wo er einen Job als Buchhalter und Geschäftsführer erhaschte. Anno 1975 wurde er Mitglied der Kirchengemeinde St. Paul´s Lutheran Church in Denver. Ein Jahr später beantragte er einen Führerschein und kaufte ein Auto, indem er Kirchenmitglieder zu wichtigen Terminen transportierte, weshalb er in den Kirchenrat der Gemeinde berufen wurde. In der Gemeinde lernte er die geschiedene Delores Miller kennen, die er 1985 heiratete. Doch schon bald darauf verlor John nicht nur erneut seinen Job, sondern er wurde auch gebeten als Lehrer der Sonntagsschule zurückzutreten, da sich die Eltern der Kinder wegen seiner übertriebenen Strenge beschwert hatten. John machte sich als Finanzberater selbständig, doch er war wenig erfolgreich. Die Ehe begann zu kriseln und er fand ein offenes Ohr bei seiner Nachbarin Wanda Flannery. Als diese im Februar 1987 in der World Weekly News einen Artikel über einen Mann namens List las, der seine Familie getötet hatte und verschwunden war, hegte sie aufgrund der Beschreibung des Mannes sofort den Verdacht, dass ihr Nachbar Robert Clark in Wirklichkeit John List sein könnte. Wanda teilte ihre Vermutung Johns Ehefrau Delores mit. Diese riet ihr John damit zu konfrontieren, doch dazu fehlte Wanda der Mut und schließlich zog das Ehepaar wegen Johns neuem Job nach Richmond, bis Wanda ihn erneut beim Sehen der Kriminalserie America´s Most Wanted erkannte, was Johns Leben für immer veränderte. Am 12. April 1990 wurde John Emil List nach 7 Tagen vom Gericht des fünffachen Mordes für schuldig befunden. Er erhielt fünf Mal lebenslänglich ohne Option der Bewährung. John legte gegen dieses Urteil Revision ein, da das Gericht posttraumatische Belastungsstörung, die er durch seinen Militärdienst im Zweiten Weltkrieg und im Korea-Krieg erlitten haben wollte, nicht berücksichtig habe. Außerdem beanstandete er die Verwertung eines Briefes an den Pastor als Beweismittel, da er dies aufgrund der Schweigepflicht nicht als rechtens betrachte. Beide Argumente wurden abgelehnt. John gab 2002 der Fernsehjournalistin Connie Chung für die Sendung „Downtown“ vom Sender ABC ein Interview. In diesem zeigte er keinerlei Reue für seine Tat. Er war sich sicher, dass ihm seine Familie verziehen habe und sie sich irgendwann im Himmel treffen würden. Auf die Frage warum er keinen Suizid begangen habe, erklärte John, dass dies eine Sünde sei. John Emil List alias Robert P. Clark starb am 21. März 2008 im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung während der Gefängnishaft im St. Francis Medical Center in Trenton. Er ging in die Kriminalgeschichte als der Bogeyman von Westfield ein. 

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