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Das ungelöste Rätsel um Johnny Gosch: Das Opfer eines pädophilen Kindersexrings?

Zu einem der größten Sex-Skandale Amerikas zählt der Fall des US-Milliardärs Jeffrey Epstein, der nicht nur hunderte junge Mädchen sexuell missbrauchte, sondern angeblich einen regelrechten Sexhandel mit diesen betrieb, zu dessen Kunden einflussreiche Personen gehörten, deren Liste hoffentlich bald veröffentlicht wird. Doch bereits Ende der 1960er Jahre gab es Gerüchte um einen pädophilen Sexring, der bis in die höchsten gesellschaftlichen Kreise reichte. Alles fing mit dem mysteriösen Verschwinden des 12 Jahre alten John David Gosch an, der von allen nur Johnny genannt wurde. John David Gosch erblickte am 12. November 1969 in Iowas Hauptstadt Des Moines das Licht der Welt. Sein Verschwinden am Morgen des 5. September 1982 in seiner Geburtstag gilt bis heute als einer der rätselhaftesten Vermisstenfälle in der amerikanischen Geschichte. Johnny Gosch erlangte landesweit Berühmtheit, da er einer der ersten vermissten Kinder war, deren Bild auf Milchpackungen abgedruckt wurde, um bei der Suche nach ihm zu helfen. Trotz intensiver Bemühungen der Behörden und privater Ermittler ist sein Verschwinden bis heute ungelöst. Am Morgen seines Verschwindens weckte Johnny ungewöhnlicherweise nicht seinen Vater, um ihn bei der Zeitungsroute zu unterstützen, sondern nahm nur den Familienhund Gretchen mit. Sein roter Handwagen war voll bepackt mit Zeitungen des „Des Moines Register“, die er im Vorort West Des Moines austragen wollte. Doch nachdem Johnny sein Elternhaus an jenem Morgen verlassen hatte, verschwand er einfach von der Bildfläche. Als Johnnys Eltern von Kunden Beschwerden über nicht gelieferte Zeitungen erhielten, begann Johnnys Vater, die Nachbarschaft zu durchsuchen. Er fand Johnnys Wagen, immer noch voller Zeitungen, zwei Blocks von ihrem Haus entfernt. Die Polizei ging zunächst davon aus, dass Johnny weggelaufen war. Sie weigerte sich weitere Schritte einzuleiten, da es damals eine Frist von 72 Stunden in derartigen Vermisstenfällen gab. Aus diesem Grund organisierten Johnnys Eltern auf eigene Faust eine große Suchaktion von Freiwilligen, die nach Johnny suchten, aber ergebnislos. Erst später erkannte die Polizei, dass Johnny wahrscheinlich entführt worden war. Zeugenberichte von anderen Zeitungsträgern sahen Johnny zuletzt am Papierabholpunkt, wo ein anderer Junge namens Mike ihn beobachtete, wie er mit einem untersetzten Mann in einem blau-weißen Ford Fairmont sprach, der Johnny später folgte. Außerhalb der Sichtweite hörten die Zeugen das Knallen einer Autotür und das Quietschen von Reifen. Der Zeuge John Rossi ließ sich später sogar hypnotisieren, um sich an das Nummernschild des Autos besser zu erinnern. Nach der Hypnose glaubte er, dass das Nummernschild aus Warren County stammte. Ein paar Monate nach dem Verschwinden berichtete eine Frau in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma, dass sie einen Jungen schreien hörte, der um Hilfe bat, bevor er von zwei Männern weggezerrt wurde. Verschiedene private Ermittler, darunter Jim Rothstein und Ted Gunderson, halfen der Familie Gosch bei der Suche. 1984 erschien Johnnys Foto neben Eugene Martin, einem anderen vermissten Zeitungsträger aus Des Moines, auf Milchpackungen. Eugene verschwand unter ähnlichen Umständen wie Johnny, und ein Jahr später verschwand Marc James Warren Allen ebenfalls spurlos, während er zu einem Freund unterwegs war. Trotz der auffälligen Ähnlichkeiten konnten die Behörden keinen Zusammenhang zwischen den Fällen beweisen. 1985 erhielt Noreen einen erschreckenden Brief von Robert Herman Meier II, der behauptete, Mitglied eines Outlaw-Motorradclubs zu sein, die einen Kindersexring betrieben und der an Johnnys Entführung beteiligt war. Meier forderte Geld für Informationen zur Rückkehr ihres Sohnes, wurde jedoch bald wegen Betrugs verhaftet. Trotz der Ereignisse glaubt Noreen weiterhin an Meiers Geschichte und kritisierte das FBI für dessen Vorgehen. Ein weiterer Wendepunkt kam 1989, als der 21 Jahre alte Paul A. Bonacci seinem Anwalt John DeCamp erzählte, dass er Opfer eines sexuellen Netzwerks war und gezwungen wurde bei Johnnys Entführung mitzuhelfen. Norreen glaubte Bonacci, der Details über Johnny wusste, die jemand nur wissen konnte, der ihn kannte. Die Polizei und das FBI beurteilten Bonacci jedoch als unglaubwürdig und interviewten ihn nicht. Bonacci behauptete, dass Lawrence E. King einen Sexring mit Minderjährigen betrieb, der ihn seit Jahren selbst sexuell missbraucht hatte. Lawrence E. King war ein hohes Tier in der Wirtschaft und Politik. Er war nicht nur Direktor der Franklin Credit Union in Omaha und erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch Aktivist der Republikanischen Partei. Doch niemand außer Noreen und Bonaccis Anwalt schenkten seinen Aussagen Glauben, weshalb eine Anklage wegen Kinderprostitution gegen King abgelehnt wurde. Stattdessen wurde Paul A. Bonacci zusammen mit Alisha Owen, ebenfalls einem Missbrauchsopfer, wegen Meineids von der Grand Jury angeklagt. Doch letztlich wurde Paul A. Bonacci nicht verurteilt. Am 27. Februar 1991 wurde ihm vom U.S. District Court des District of Nebraska 1 Million Dollar Schadensersatz und Strafschadenersatz zugesprochen, da dieser King verklagt hatte, der jedoch nicht auf die Zivilklage reagiert hatte. Aus diesem Grund wurde ein Versäumnisurteil gegen King erlassen. King stellte seinen Berufungsversuch im Jahr 2000 ein. Lawrence E. King wurde zwar nicht wegen Kinderprostitution, aber wegen Betrugs mit einer Kreditgenossenschaft angeklagt, der 40 Millionen Dollar von der Bank veruntreut haben soll. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt und im April 2001 aus dem Gefängnis entlassen. Noreen Gosch, Johnnys Mutter, hat nie aufgehört, nach Antworten zu suchen. Sie behauptet, dass Johnny ihr im Jahr 1997 einen Besuch abstattete, begleitet von einem unbekannten Mann. Laut Noreen erzählte ihr Sohn, dass er von einem pädophilen Netzwerk entführt und später freigelassen wurde, als er „zu alt“ geworden war. Seitdem lebe er aus Angst um sein Leben unter einer anderen Identität. Johnnys Vater, John, von Noreen seit 1993 geschieden, äußerte Zweifel an dieser Begegnung. Er bezweifelt, dass es sich tatsächlich um Johnny handelte und viele Spekulationen deuten darauf hin, dass es sich um jemanden handelte, der sich nur als Johnny ausgab. Die Behörden konnten weder Johnny finden noch Noreens Bericht bestätigen, was den Fall weiterhin in ein Netz von Spekulationen und Verschwörungstheorien verwickelt. 2006 bekam der Fall plötzlich erneute Aufmerksamkeit, als Noreen Fotos vor ihrer Haustür fand, die Johnny in Gefangenschaft zeigen sollten. Einige der Fotos wurden als Teil eines Falls in Florida identifiziert, aber ein Junge auf den Bildern konnte nicht zugeordnet werden. Das schwarz-weiß Foto zeigt einen Jungen mit geknebelten Mund, dessen Hände und Füße gefesselt sind und der ein Brandzeichen auf der Schulter hat. Noreen beharrt darauf, dass es sich bei diesem Jungen um Johnny handelt. Noreen Gosch engagiert sich intensiv für die Rechte vermisster Kinder und gründete die Johnny Gosch Foundation. Ihre unermüdlichen Bemühungen führten zur Verabschiedung des „Johnny Gosch Gesetzes“, das eine sofortige Reaktion der Polizei auf Berichte über vermisste Kinder vorschreibt. Durch ihre Aussagen vor dem Senat und dem Justizministerium spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Gründung des National Center for Missing and Exploited Children. Der Fall von Johnny Gosch bleibt bis heute ein Thema intensiver Debatten und Spekulationen. Noreen glaubt fest daran, dass ihr Sohn noch lebt und hofft weiterhin auf ein Wiedersehen. Die Geschichte von Johnny Gosch ist ein bedrückendes Beispiel für die Herausforderungen und Tragödien, denen betroffene Familien gegenüberstehen, und zeigt gleichzeitig die unermüdliche Entschlossenheit einer Mutter im Kampf um die Wahrheit. Johnnys Verschwinden bleibt ein schmerzhaftes und ungelöstes Rätsel. Die fortgesetzten Bemühungen seiner Mutter und die gesetzlichen Reformen, die aus seiner Geschichte hervorgingen, haben jedoch dazu geführt, dass das Bewusstsein für das Problem vermisster Kinder erhöht und viele andere Fälle hoffentlich verhindert wurden. Dennoch bleiben die Fragen und der Schmerz für die Familie Gosch bestehen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. 

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