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Der rätselhafte Faschingsmord

Der Februar 1967 in Arnsberg war geprägt von den bunten Farben und der fröhlichen Stimmung des Karnevals. Die Stadt war erfüllt von Lachen, Musik und festlich geschmückten Straßen, als die Feierlichkeiten auf ihren Höhepunkt zusteuerten. Doch nur einen Tag nach Altweiberfastnacht, am 3. Februar, wurde das fröhliche Treiben abrupt unterbrochen. Ein schreckliches Verbrechen ereignete sich an der Klosterstraße, das die ganze Stadt in Aufruhr versetzen sollte. An jenem Tag wurde die 71-jährige Rentnerin Elisabeth Iven brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Ihre Schwester Martha, die zu diesem Zeitpunkt beim Einkaufen war, kehrte nach Hause zurück und fand die blutüberströmte Leiche ihrer geliebten Schwester. Diese Entdeckung sollte nicht nur Marthas Leben, sondern auch die gesamte Gemeinde für immer verändern. Elisabeth, die aufgrund einer Gehbehinderung auf zwei Stöcke angewiesen war, lag leblos auf dem Fußboden, schwer verletzt und ohne jede Chance auf Hilfe. Die Ermittler entdeckten später, dass die Tatwaffe ein Schürhaken war, doch zum Zeitpunkt der ersten Untersuchungen waren die Umstände des Verbrechens verworren. War es ein Raubmord? Darauf deuteten erste Vermutungen hin, aber die Tatsache, dass die Wohnung der beiden Frauen unversehrt war – Schränke nicht durchwühlt, Bargeld und Schmuck unberührt – ließ diese Theorie schnell ins Wanken geraten. Oder war der Täter plötzlich gestört worden, bevor er Bargeld, Schmuck und Wertgegenstände mitnehmen konnte? Kleinere Hinweise wie ein „beige-rotes“ Moped, das zur Tatzeit in der Nähe des Wohnhauses gesehen wurde, führten die Ermittler jedoch nicht weiter. Die Spur verlief ins Leere, und die Angst vor einem unentdeckten Mörder schwebte über der Stadt. 50 Jahre nach dem Mord meldete sich Mechtild R. zu Wort. Sie war damals 17 Jahre alt und hatte eine besondere Verbindung zu den Schwestern Iven, da diese oft in die Gaststätte „Waldeslust“ ihrer Eltern in Wenningloh gekommen waren, um dort Kaffee zu trinken. Mechthild rückte damals schnell ins Visier der Polizei, da eine Mieterin sie im Treppenhaus gesehen hatte. Denn am Mordtag hatte Mechthild kurz nach 15 Uhr das Wohnhaus an der Klosterbergstraße aufgesucht, um die beiden Schwestern zu besuchen. Da die Haustür nur angelehnt war, lief Mechthild ins Dachgeschoss und klingelte an der Wohnung der beiden Schwestern. Insgesamt 3 Mal. Dies war das bekannte Klingelzeichen für Freunde. Aber niemand öffnete, auch nach mehrmaligem Klopfen nicht, weshalb Mechthild sich auf dem Heimweg machte. „Als die Polizei bei meinen Eltern anrief und fragte, ob ich in Arnsberg gewesen sei, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl“, erinnert sie sich. Die Beamten kamen bald darauf mit einem Wagen zu ihrem Elternhaus. „Sie wollten alles ganz genau wissen: Was ich damals vorhatte, wo ich herkam und wie ich ins Haus gelangt war. Ich fühlte mich wie eine Verdächtige, obwohl ich nur kommen wollte, um Elisabeth und Martha zu besuchen.“ Das Gespräch mit der Polizei verlief lang und quälend, und schließlich mussten sie Mechtild die traurige Nachricht überbringen, dass Elisabeth Iven tot sei. Mechthild wurde zur Gegenüberstellung mit einer Nachbarin aufs Revier mitgenommen. Bald schon hatte die Polizei eine neue Tatverdächtige, die 50 Jahre alte Gertrud K., eine ehemalige Krankenschwester. Diese hatte die Schwestern am Tag des Mordes besuchen wollen. Als sie gegen 16 Uhr in der Klosterbergstraße angekommen war, hatte sie von der gegenüberliegenden Straßenseite aus einen Schatten hinter der Gardine in der Wohnung der beiden Schwestern bemerkt. Beim Betreten der Wohnung hatte sie Elisabeth tot im Wohnzimmer liegend aufgefunden. Fast zwei Jahre später, am 5. November 1968, begann der Prozess gegen Gertrud K., die wegen Mordes aus Habgier an Elisabeth Iven angeklagt war. Während dieser Zeit blieb die Erinnerung an den Tod von Elisabeth Iven und die schrecklichen Umstände klar in Mechtilds Gedächtnis. „Ich erhielt eine Vorladung als Zeugin und es war ein Albtraum“, erinnert sie sich. Im Gerichtssaal fühle sie sich sehr unwohl, da die Fragen wie ein stürmischer Regen auf sie niederprasselten. Der Prozess verlief schließlich nicht zu Gunsten der Anklage, und Gertrud K. wurde am 12. Dezember 1968 mangels Beweisen freigesprochen. Zwar waren Getrud K. Aussagen nicht immer glaubhaft, doch sie konnten vor Gericht nicht widerlegt werden. Schließlich wurde Gertud K. aus Mangel an Beweisen freigesprochen, die nach dem Prozess untertauchte. Die Jahre vergingen, und das Gedächtnis an diesen schrecklichen Tag verblasste nicht nur in Mechtilds Erinnerung, sondern hinterließ auch einen bleibenden Eindruck in der Gemeinschaft. Martha Iven besuchte weiterhin die Wennigloher Gaststätte „Waldeslust“, wo sie oft über den Mord an ihrer Schwester sprach. Ihr entsetzter Ausdruck und die Tränen in ihren Augen zeugten von einer Trauer, die nie wirklich enden sollte. Für viele Bürger Arnsbergs blieb der Mord an Elisabeth Iven ein ungelöstes Rätsel, das in der Luft hing wie ein dunkler Schatten. Der Mord an Elisabeth Iven wird immer ein Teil von Arnsberg sein, ein Mahnmal für die Schrecken, die im Verborgenen lauern. Aber es erinnert auch daran, dass das Leben trotz aller Dunkelheit weitergeht, getragen von den Erinnerungen, die wir bewahren. Und während die Stadt Karneval feiert und das Leben seinen Lauf nimmt, wird die Geschichte von Elisabeth Iven und ihrer Schwester Martha nie vergessen werden. 

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