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Der tote Ballettmeister

Einer der mysteriösesten Fälle in der deutschen Kriminalgeschichte, ist der Mord an dem Ballettmeister Hans Storck. Es war der 22. Mai 1962 als der 13 Jahre alte Axel Rumpf von Mansfeld, der für ein paar Tage bei seiner Oma in deren Wohnung in der Hegelstraße 22 im Westen von Stuttgart zu Besuch war, nachts durch einen entsetzlichen Schrei geweckt wurde. Erschrocken richtete er sich auf, da er aber nichts mehr hörte, glaubte er, dass er den Schrei nur geträumt hatte und legte sich wieder hin. Gegen 4.30 Uhr war dort auch wie fast jeden Tag Fanny Großhans unterwegs, um Zeitungen auszutragen. Als diese plötzlich Rauch bemerkte, der aus einer Wohnung in der Hegelstraße 22 kam. Sofort klingelte sie bei den Hausbewohnern. Nur 5 Minuten später ging der Notruf bei der Feuerwehr ein. Da der Rauch aus der Wohnung des Untermieters Hans Storck kam, klingelte Hans Wruck, der Schwiegersohn der Vermieterin, bei diesem. Da dieser nicht öffnete, trat er noch bevor die Rettungskräfte da waren, die Tür ein. Als er die Wohnung betrat, lag auf dem Bett ein riesiger Kleiderhaufen, um das Bett waren unzählige Kerzen platziert worden. Der Anblick hatte etwas Unheimliches. Dann war auch schon die Feuerwehr Vorort, die unter dem Wäscheberg den toten Hans Storck fand, dazwischen lag ein heißes Bügeleisen. Die Obduktion ergab, dass Hans Storck nach einem Handgemenge, erstickt worden war. In der Wohnung wurden zwei Weingläser sowie eine leere Flasche Beaujolais 1959 gefunden, auf dessen Etikett Fingerabdrücke waren, die nicht zu Hans Storck gehörten. Dieser hatte vor seinem Tod noch Besuch gehabt. Neben Hans Storcks weißem Popelinemantel Größe 44, fehlte dessen Portemonnaie und sein Schlüssel. Doch wer hatte den zurückgezogen lebenden 64 Jahre alten Ballettmeister Hans Storck nur ermordet? Die Ermittler konzentrierten sich auf dessen Leben. Hans Storck war am 11. August 1897 in Magdeburg als Hans Ewald Storch geboren worden. Nach einer Tanzausbildung war er am Magdeburger Wilhelmstheater und beim Circus Busch in Berlin tätig. 1925 trat er ein Jahr lang als Solotänzer am Stuttgarter Staatstheater auf. Aufgrund von beruflichen Differenzen mit seiner Vorgesetzten, der Tanzmeisterin Walcher, wechselte er nach Zürich, wo er sich als Ballettmeister einen Namen machte. Anno 1938 zog er nach Görlitz und heiratete eine Tänzerin namens Ella. Wegen angeblicher Boykotthetze und Abwerbung einer Tänzerin wanderte Storck vom 4. November bis 11. Februar 1956 in den Knast. Wieder auf freiem Fuß floh der mittlerweile verwitwete Hans Storck zu Bekannten nach Stuttgart. Die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg wurde Hans Storcks neue Heimat, der fortan mit Gelegenheitsjobs am Rande des Existenzminimums lebte. In polizeiliche Erscheinung trat er 1959 wegen Unzucht mit Strichjungen und 1962 wegen Zechbetrugs. Zuletzt hatte Hans Storck im Stuttgarter Nachtlokal Savoy in der Stephanstraße gearbeitet, wo er Damen Tanzunterricht gab. Doch zwei Tage vor dem Mord wurde er gefeuert. An jenem Tag im Mai war Hans Storck zunächst bei einem Uhrmacher gewesen, bevor er von 17 bis 18.45 Uhr sich im Café Orient am Hindenburgbau aufhielt. Gegen 21 Uhr hatte er das Schnellgaststättenrestaurant Picnic in der Fritz-Elsas-Straße besucht, wo er vermutlich seinem Mörder begegnet war. Eine Zeugin hatte ihn dort zusammen mit einem 23 bis 28 Jahre alten, 1,75 bis 1,80 Meter großen, schlanken Mann mit gewellten, dunklen Haaren mit südländischem Einschlag gesehen. Der Mann hatte deutsch und französisch gesprochen. Mit diesem unbekannten Mann war Hans Storck gegen 23.35 Uhr in seine Wohnung gegangen. Dies hatte ein Mieter, der am Fenster stand, beobachtet. Nachdem beide in der Wohnung noch eine Flasche Wein getrunken hatten, muss es zwischen den beiden Männern zum Streit gekommen sein, vielleicht wegen dem Geld für den vereinbarten Sex? Jedenfalls hatte die Bekanntschaft mit dem jungen Mann, der vermutlich ein Gastarbeiter war, Hans Storck das Leben gekostet. Trotz einer Belohnung von 2000 Mark für Hinweise auf den Täter, die von der Staatsanwaltschaft und der Stadt Stuttgart ausgesetzt wurde, konnte der Täter nicht gefasst werden. Selbst ein Zeugenaufruf am 30. Mai 1962 in 3 Sprachen blieb ergebnislos. Bis heute konnte der Mörder von Hans Storck nicht gefunden werden und mit jedem Jahr das ins Land streicht, schwindet die Chance diesen jemals zu finden. Da Mord aber nicht verjährt, bleibt die Hoffnung, dass durch die gefundenen Fingerabdrücke, dieser Cold Case vielleicht doch noch aufgeklärt wird. 

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