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Die hingerichteten Bosse der Unterwelt

Es ist der 27. Juli 1995 als Markus Klenk an jenem warmen Sommertag auf einem Parkplatz in Hedelfingen, einem Stadtbezirk im Südosten Stuttgarts am linken Neckarufer, sich auf die Suche nach Bierdosen begab, da am Wochenende in Bad Homburg eine Tauschbörse für Blechdosen stattfand. Markus Klenk, der als Ausbilder von Krankenschwestern tätig ist, ist ein passionierter Bierdosensammler, der in seinem Keller und unter seinem Dach sage und schreibe 17.000 Bierdosen beherbergt. Da der Parkplatz besonders bei Truckern aus ganz Europa beliebt ist, die oftmals ihren Müll dort entsorgen, suchte Markus Klenk in einem Grünstreifen nach Dosen. Dabei entdeckte er ein seltsames Paket. Als er dieses näher betrachtet, erkannte er unter der Folie einen Schuh. Darüber hinaus stieg ihm ein entsetzlicher Verwesungsgeruch in die Nase. Sofort alarmierte er die Polizei, die zwei Leichen in Müllsäcken verpackt darin entdeckten. Bei den Leichen handelte es sich um die polizeibekannten Brüder Radomir und Zivomir Pantic, die ihr Geld mit ihren zwei Nachtclubs Winks und Champain sowie dem Handel mit Schusswaffen aus Kriegsgebieten verdienten. Die Obduktion der Leichen ergab, dass beide Brüder vermutlich vor ihrem Tod gefoltert und dann in einem regelrechten Kugelhagel, der ihre Körper durchlöcherte, getötet worden waren. Der 32 Jahre alte Zivomir, besser bekannt als Bobby, war von mehreren Kugeln abgefeuert von einer Magnum erschossen worden, während sein 29 Jahre alter Bruder Radomir, Rade genannt, neben zwei Dutzend Stichverletzungen mehrere Einschüsse hatte, die aus einer Skorpion-Maschinenpistole stammten. Die beiden Brüder waren regelrecht hingerichtet worden. Da weder ihr Bargeld in Höhe von 10.000 Mark, noch deren Schmuck von 100.000 Mark entwendet worden war, gingen die Ermittler davon aus, dass diese aus dem Weg geräumt werden sollten. Doch wer und warum hatte diese auf dem Gewissen? Um diese Frage zu klären, ermittelten die Fahnder im Umfeld der Brüder. Die beiden Brüder wuchsen mit ihren beiden Schwestern in Bietigheim, weit weg von ihrer Heimat Serbien auf. Bobby war ein 1,67 Meter großer, kräftiger Mann, dessen Hobby Kampfsport war. Bobby war mit Sladjana verheiratet, mit der er eine gemeinsame Tochter hatte. Sein drei Jahre jüngerer Bruder Rade war 1,78 Meter groß und 97 Kilogramm schwer, der mit einer Tänzerin verlobt war. Beide Brüder waren vorbestraft und verdienten mit ihren Nachtclubs viel Geld. Die Pantic-Brüder lebten auf großem Fuß. Sie machten Urlaub auf Kuba, besaßen Harleys, zwei Daimler mit dem Autokennzeichen S-EX, trugen teuren Schmuck und Rolexuhren mit Brillanten. Bei geschäftlichen Besprechungen trugen sie stets Schusswesten, hatten Schlagringe und Waffen dabei. Die Pantic-Brüder hatten oftmals Fehden mit deutschen Zuhältern aus dem Rotlichtmilieu. Am Todestag trug Bobby ein weißes Hemd, eine schwarze Lederhose und schwarze Lederstiefel. Gegen Mittag hatte er im Nachtclub Winks noch nach dem Rechten geschaut, bevor er sich mit seinem Bruder und zwei Autohändlern bei ihrem Lieblingsitaliener in der Tübinger Straße traf, wo es Meeresfrüchtesalat zu essen gab, bis um 15.06 Uhr Bobbys Handy klingelte. Bobby redete kurz mit der Person, die er wohl gut kannte, bevor er plötzlich mit seinem Bruder Rade das Lokal verließ. Er entschuldigte sich bei den Autohändlern und sagte dass sie in spätestens 15 Minuten wieder da sein werden. Doch beide tauchten nicht mehr auf. Da Sladjana Bobby nicht erreichen konnte, rief sie bei Rades Verlobter an. Diese hatte von ihrem Verlobten, dem sie am Morgen ihren silberfarbenen Isuzu Pickup mit dem Kennzeichen S-EX 6444 geliehen hatte, nichts mehr gehört. Erst am nächsten Tag um 23.15 Uhr meldete Sladjana ihren Ehemann bei der Polizei als vermisst. 4 Stunden zuvor hatte Rades Verlobte ihren Pickup als gestohlen gemeldet. Als die Polizei drei Tage später den Pickup am Hafen in Hedelfingen fand und jede Spur von den beiden Brüdern fehlte, gingen diese von einem Gewaltverbrechen aus. Es wurde eine Sonderkommission ins Leben gerufen und 3000 Mark Belohnung für Hinweise ausgesetzt. Die Pantic-Brüder sollen nicht nur in internationale Waffengeschäfte verwickelt gewesen sein, sondern auch Kontakte zu dem Rotlichtmilieu in Frankfurt, München, Nürnberg, Russland und Osteuropa gehabt haben. Nachdem Fund des verwaisten Pickups suchten Taucher stundenlang im Hafenbecken, doch ergebnislos. Erst 7 Wochen später wurden die Leichen der Brüder in Planen gewickelt von dem Bierdosensammler Markus Klenk entdeckt. Die Ermittler waren sich sicher, dass der Fundort nicht der Tatort war. Seltsam war, dass kurz nachdem Verschwinden der beiden Brüder im Nachtclub Winks der Tresor mit 80.000 Mark leer geräumt worden war. Darüber hinaus wurden bei der Durchsuchung der Nachtclubs eine Magnum und eine Skorpion-Maschinenpistole gefunden, mit ebensolchen die Pantic-Brüder getötet worden waren. Stammten die Mörder, die Ermittler gingen von mindestens zwei Tätern aus, womöglich aus dem engeren Umfeld? Dies vermuteten zumindest die Ermittler. Auch das Handy von Bobby ein Sony-Ericson GH 337, auf dem dieser angerufen worden war, war spurlos verschwunden, damit niemand den letzten Anruf zurückverfolgen konnte. Mehr als 50 Ordner umfasst der Doppelmord an den Pantic-Brüdern, doch von den Tätern fehlt bis heute jede Spur. Aber es gibt noch Hoffnung, dass dieser Mord an den Unterweltbossen doch noch geklärt wird, da DNA-Spuren existieren. 

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